Apps und Spielsachen um den Kindern das Programmieren beizubringen? Eine zweifache Mutter klärt auf, ob dies überhaut sinnvoll ist:
Gastbeitrag von Tina
[gadgetina.de] Wer meinen Blog gadgetina.de kennt, weiß, dass ich gerne immer wieder Apps und Spielsachen vorstelle, die den Kindern – auch schon Kleinkindern – das Programmieren näher bringen sollen. Dabei taucht immer wieder die Frage von Eltern auf: „Müssen Kinder denn schon Programmieren lernen?“. Sowohl auf dem Blog, aber auch im privaten Bereich. Eigentlich sind sich ja alle einig: Kinder sollen draußen spielen, Bücher lesen, malen und basteln, … Sie sollen toben, die Welt erkunden und Baumhäuser bauen, et cetera pp. … Ja, sollen sie. Dagegen habe ich auch gar nichts, und das eine schließt das andere nicht aus. Unsere Kinder sind „Digital Natives“, also „Digitale Ureinwohner“. Sie wachsen heute in einer ganz anderen Welt auf, als die vorherigen Generationen. Für sie gehören Internet, Smartphone & Co. ganz selbstverständlich zum Alltag dazu. Bei den meisten zumindest. Und wenn sie selbst sie auch nur selten aktiv nutzen, so bekommen sie einen ganz anderen Umgang damit vermittelt, denn die Eltern leben diesen ja meist vor.
Unsere Kinder wachsen nicht im Gestern auf
In den letzten Jahren hat sich die Technik enorm weiterentwickelt. Und ich denke, dass man die Kinder davon nicht fernhalten sollte. Ich weiß, es gibt Viele, die der Meinung sind, man sollte Kinder bis zum 12ten Lebensjahr keinen Kontakt zu Smartphone, Tablet & Co. haben lassen. Damit sie „Kind sein können“. Aber was ist „Kind sein“? „Früher ging’s auch ohne Computer und Fernsehen!“, heißt es dann immer. Unsere Kinder sind aber HEUTE Kinder. Nicht früher. Und heute gibt es eben diese Möglichkeiten. Warum sollte man ihnen diese tollen interaktiven Wimmelbilder vorenthalten? Bzw. was richte ich als Eltern an, wenn ich meine Kinder davon fernhalte? Sie stoßen dann – genau wie unsere Eltern damals – irgendwann auf das Mysterium Computer und können es sich nicht wirklich erklären. Damals war alles noch nicht so weit entwickelt. Vorallem nicht kindgerecht. Auch unsere Generation wurde damals ins kalte Wasser geworfen. Heute gibt es Möglichkeiten, die Kinder spielerisch an die Thematik heranzuführen. Warum sollen sie nicht eine Programmiersprache lernen? Es wird immer früher eine Fremdsprache angeboten. Es gibt Kinderkrippen mit englischsprachigen Betreuerinnen. Wir haben jetzt im Kindergarten eine spanische Erzieherin, die den Kindern immer wieder mal spanische Lieder beibringt. Warum dann nicht einem 10-Jährigen eine Programmiersprache näher bringen? Er wird viel früher begreifen, wie das alles funktioniert, als wir es getan haben. Bzw. möchte ich behaupten, dass ein Grossteil von uns heute noch nicht weiß, wie ein Computer funktioniert. Und da nehme ich mich selbst nicht aus. Ich bin auch nur Anwender. Und wie schon mal in einem meiner Beiträge erwähnt, ist es mir lieber, meine Kinder lernen beim Umgang mit dem Computer auch noch etwas, als stupide irgendein Spiel zu zocken.
Deutschland hinkt hinterher
Unsere Kinder werden in Zukunft nicht mehr an den digitalen Medien vorbeikommen. „Na dann müssen sie ja nicht im Windelalter schon dran gewöhnt werden!“, wird der Eine oder Andere sich jetzt denken. Muss man nicht. Wenn man sie aber schon früh heranführt, wird es für sie mal einfacher sein. In Deutschland hinken wir ziemlich hinter anderen Ländern her. Dort gibt es stellenweise IT- oder Medienkompetenz-Unterricht an den Schulen. Außerdem sind diese IT-technisch oft viel besser ausgestattet. In Deutschland wird gejammert, dass dann an jeder Schule ein IT-Fachmann eingestellt werden müsste, der sich um die Geräte kümmert. Ähm … JA! Das wäre schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung. Wir sind eine Nation der Ingenieure. Wir verkaufen nicht nur Autos ins Ausland. Nein, auch unsere Dienstleistungen, unser Know-How. Da laufen uns aber inzwischen andere Länder so langsam den Rang ab. Ich glaube, jeder wünscht sich, dass seine Kinder einmal einen anständigen Beruf erlernen, durch den ihnen einmal ein angenehmes Leben möglich sein wird. Ja, der Ernst des Lebens kommt früh genug, aber warum sie nicht schon spielerisch auf etwas vorbereiten, das später sowieso unumgänglich sein wird?
Es muss ja nicht jeder Programmierer werden
Es ist ja nicht so, dass man seine Kinder darauf trimmt später etwas programmieren zu können. Computer kommen heute überall zum Einsatz. Ich zum Beispiel habe ein Handwerk gelernt. Technische Zeichnerin. Zuletzt stand ich während meiner Ausbildung vor fast 20 Jahren zum letzten Mal an einem Zeichenbrett. Inzwischen werden die Projekte nur noch am Computer geplant mit riesigen Mengen an auswertbaren Daten im Hintergrund. Zu meiner Arbeit gehört inzwischen unter anderem die Datenbank-Einrichtung und Pflege. Transparentpapier und Tuschestift? Fehlanzeige.
Ich spreche auch nicht davon, die Kinder täglich stur etwas pauken zu lassen. Die Möglichkeiten sind hier inzwischen sehr vielfältig. Es gibt schöne Bücher oder Spielzeuge oder Programme und Apps, die Kindern die Funktionsweise eines Computers erklären oder die Grundzüge einer Programmiersprache beibringen. Deswegen werden die Kinder noch lange nicht zu „Kellerkindern“. Und auch wenn sie später keine Programmierer werden, so lernen sie durch eine Programmiersprache doch auch andere nützliche Dinge: analytisches Denken zum Beispiel oder Problemlösefähigkeiten.
Ich gehöre ganz bestimmt nicht zu den Eltern, die ihre Kinder jede nur mögliche Förderung mitmachen lässt. Und obwohl unsere Kinder die Möglichkeit auf eine zweisprachige Erziehung gehabt hätten, haben wir das nicht forciert. Leider. Ich hoffe, sie werfen uns das nicht irgendwann einmal vor. Aber wir finden es wichtig, dass unsere Kinder einen vernünftigen Umgang mit den digitalen Medien lernen. So es denn auch deren Wunsch ist. Wenn sie sich einen Teufel dafür interessieren, werde ich sie auch nicht dazu nötigen. Aber grundsätzlich bin ich dafür! Und meine Kinder werden die unterschiedlichen Möglichkeiten auch angeboten bekommen. Wichtig ist nur, sie nicht damit alleine zu lassen. Man muss sich als Eltern schon mit einbringen.
Wie steht ihr dazu?
Tina ist die Mutter von Strietzi und Mistmatz und schreibt auf ihrem Blog (gadgetina.de) über neue technische Innovationen, die den Alltag von Familien bereichern und erleichtern … oder die einfach nur Spaß machen.
22. April 2017 at 11:37
Das mit den Sprachen ist ein vernünftiges Argument. Englisch lernen die Kinder heute schon in der Grundschule. Neben Englisch sind Programmiersprachen ebenfalls Sprachen, die international verständlich sind. Nur mal so als Beispiel.
Meine Eltern – ok, mein Vater – kam vor Weihnachten 2016 auf die Idee, seinen Enkelkindern ein Tablet schenken zu wollen. Die beiden – meine Nichte und Sohn – sind aber erst zwei und zweieinhalb. Da bin dann auch ich als technikbegeisterter angehender Anwendungsentwickler eher der Meinung meiner Mutter: Muss das sein? Dazu ein klares Jein! Es muss nicht, macht aber meiner Ansicht nach dann Sinn, wenn die Kinder lesen und schreiben lernen. Kontrolliert und begrenzt, wie sich jetzt schon. Mir fällt jedenfalls kein sinnvoller Grund ein, meinem Sohn zu verbieten, durch die Fotos und Videos auf meinem Smartphone zu Scrollen. Natürlich unter Aufsicht. Denn Smartphones und Tablets sind trotz allem keine (günstigen) Spielzeuge. Schon gar nicht für Kinder in dem Alter.
Dafür erkläre ich ihm lieber den Umgang mit dem DVD Player. Schließlich will er seine Benjamin Blümchen DVDs mittlerweile selbst einlegen. Und auch die gibt es nicht jeden Tag. Aber wenn er so etwas sehen darf, warum sollte ich ihm nicht gleich den Umgang mit den Geräten erklären? Alt genug ist er, es zu verstehen.
Von daher kann ich dem Beitrag zustimmen.
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3. März 2017 at 15:06
Ich finde man muss einen Mittelweg finden. So wie das früher war, ist heute nicht mehr. Und mit Technik, Internet usw. kann man das gut als Elternteil einteilen bzw. Seiten sperren usw. Ich denke aber auch, das sie damit aufwachsen müssen. Es entwickelt sich immer weiter und es Fördert das Kind ja auch wie du das geschrieben hast.
Liebe Grüße
Julia
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1. März 2017 at 21:28
Vielen Dank liebe Sophie, für die Veröffentlichung meines Beitrages! LG, Tina
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1. März 2017 at 21:34
Sehr gerne Tina! Danke dir für diesen super Gastbeitrag 🙂 lg Sophie
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